„Was die ehrenamtlich zusammengetragenen Exponate über die spannende Zeitgeschichte der Medizin erzählen, ist beeindruckend!“

Sichtlich beeindruckt zeigte sich Clemens Hoch, Staatsminister und SPD-Landtagsabgeordneter, beim Besuch des Johann-Winter-Museums in der Frankenstraße. Auch seinem Parteigenossen Udo Dames, der in der Bäckerjungenstadt aktuell zur Wahl des Oberbürgermeisters steht, imponierte die Führung durch mehrere tausend Jahre Medizingeschichte. „Was die ehrenamtlich zusammengetragenen Exponate über die spannende Zeitgeschichte der Medizin erzählen, ist sehr beeindruckend!“, erklärte Hoch im Anschluss an die Führung.

Die nach dem Andernacher Mediziner und Humanisten Johann Winter benannte Sammlung zeigt Ausstellungsstücke zu vorgeschichtlichen Behandlungsansätzen bis hin zu Exponaten der modernen Medizin und Krankenpflege. Zu sehen sind zum Beispiel für heutige Verhältnisse primitiv geöffnete Schädel aus der Altsteinzeit, aufwendig verzierte römische Skalpelle, Pinzetten und Spatel, ein sehr seltener Schröpfkopf aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, ein kleines Röntgengerät von 1899, das für eine Aufnahme 20 Minuten benötigte, oder ein angsteinflößender Zahnarztstuhl aus der Zeit um 1910. Auch eine sehr seltene, sogenannte „eiserne Lunge“, ein rund zwei Meter langes Beatmungsgerät, das vielen an Kinderlähmung Erkrankten in den 50-er Jahren das Leben gerettet hatte, fand den Weg in das kleine Museum.

Museumsleiter Thilo Heyl machte mit seinen Gästen eine Zeitreise durch die Geschichte der Medizin und gab bei einzelnen Museumsstücken spannende Anekdoten zum Besten. Exemplarisch erzählte er, wie das erste Stethoskop erfunden wurde: Wollte der Arzt die Lunge oder das Herz abhören, musste er bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts sein Ohr auf Rücken oder Brustkorb des Patienten legen. Als der französische Arzt Théophile René Hyacinthe Laennec 1819 eine besonders korpulente Dame abhorchen wollte aber nichts hören konnte, nahm er sich eine zusammengerollte Zeitung zu Hilfe und hatte Erfolg. Seine Erfindung des Hörrohrs bedeutete einen enormen Fortschritt für die praktische Medizin, da sich die nun deutlicher hörbaren Geräusche der Brustorgane besser beurteilen ließen.

Beim anschließenden Gespräch stand auch die Frage nach einem neuen, größeren Museum im Raum. Denn nur rund ein Drittel der gesammelten Exponate könnten aktuell auf 90 Quadratmetern in den beengten Räumlichkeiten im Erdgeschoss seines Privathauses ausgestellt werden. Der Rest sei aus Platzmangel leider anderweitig eingelagert, so Heyl. Nach der Eröffnung im Jahr 1992, als man mit wesentlich weniger Sammlerstücken gestartet sei, benötige man für ein gutes, modernes Museum heute dringend mehr Platz, das seinen Besuchern dann auch Sonderausstellungen bieten könnte. Auch das Aufsichtsproblem müsse langfristig gelöst werden, denn wie viele andere Vereine stehe auch der Verein Heilkundemuseum e. V. als Träger des Museums angesichts der demografischen Entwicklung vor der großen Herausforderung, engagierten Nachwuchs zu gewinnen, sagten Geschäftsführer Horst Kibellus und Schriftführer Andy Paulissen einstimmig. Zwar habe der gemeinnützige Verein inzwischen fast 90 Mitglieder, aber die eigentliche Aufrechterhaltung des Museums könnten derzeit nur etwa zehn Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler in ihrer privaten Freizeit schultern, so die Vorstandsmitglieder. Ihr Wunsch, die Sammlung in Andernach zu erhalten, würde immer schwieriger umzusetzen. Es wäre sehr schade, wenn man die private Sammlung schweren Herzens in fremde Hände geben müsse. Das Landesmuseum, dem man in der Vergangenheit bereits mehrfach Exponate für Sonderausstellungen ausgeliehen hatte, habe bereits vor einigen Jahren Interesse gezeigt.

Sowohl Hoch als auch Dames zeigten sich bemüht, eine Lösung für das Museum zu finden. Der Staatsminister versprach, das Thema sowohl auf Landesebene anzusprechen als auch das Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadtspitze zu suchen. „Ich teile den Wunsch des Vereins, diese faszinierende Ausstellung für die Menschen in meiner Heimatstadt zu erhalten. Museen und kulturelle Begegnungen sind wichtig für jeden von uns. Sie ermöglichen nicht nur, dass wir denken und hinterfragen, sondern inspirieren, sprechen Verstand und Emotion an“, so Hoch. „Ich hoffe, dass wir Lösungen finden, die tolle Ausstellung in eine andere Unterkunft zu bringen. Mir ist das wichtig und dafür werde ich mich einsetzen“, versprach Dames.

„Auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für unsere Sammlung sind wir sehr froh, dass der Gesundheitsminister und der Oberbürgermeisterkandidat uns besucht haben und sich für unsere Anliegen einsetzen möchten“, bedankte sich Heyl abschließend bei seinen Besuchern.